Fußballprofi: Mit diesen 5 Prinzipien habe ich es geschafft


© Via: Pauline Bremer

Den Spruch „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah“ kennt sicher jeder. Doch wer sagt denn, dass in der Ferne nicht etwas liegt, für das sich noch viel mehr zu kämpfen lohnt? Wer weiß sicher, dass der Weg in die Ferne sich nicht lohnt?



Keine Angst: Ich werde jetzt nicht unter die Philosophen gehen, aber oft schon fragten mich junge Spielerinnen nach Tipps für ihren jeweiligen Weg als Fußballerin. Jede Situation ist anders und allgemeine Empfehlungen sind daher schwierig zu geben, denke ich. Vielleicht helfen aber meine persönlichen Erfahrungen der einen oder anderen von euch.

1. Risiken eingehen
Risiken einzugehen, ist anfangs immer ein schwerer Schritt. Niemand verlässt gerne sicheren Boden und betritt den oft wild wuchernden Dschungel außerhalb der eigenen Komfortzone. Warum auch, wenn man doch auf den altbekannten Wegen alles findet, was man benötigt. Aber was ist mit den Dingen, die man sich erhofft, erträumt?

Ich habe mir eine Karriere als professionelle Fußballspielerin erhofft, und das erforderte einiges an Mut, wie ich in meinem ersten Dreampions-Artikel beschrieb. Egal, ob es darum ging, mit 16 Jahren meine Heimatstadt Göttingen zu verlassen, um an einem Sportinternat viele Kilometer weit weg das Abitur zu machen, oder sogar darum, Deutschland zu verlassen, um im Ausland zu spielen. Jedes Mal war es eine schwere Entscheidung, die ich treffen musste und die mir auch niemand abnehmen konnte.

Immerhin ging es um mich, um meine Zukunft, meine Ziele. Und genau da lag der Punkt, der mir stets den Mut gab, weiterzumachen: Es ging um mich. Ich wollte das, also musste ich auch etwas dafür aufgeben.

2. An neuen Erfahrungen wachsen
Und was soll ich sagen? Nie habe ich eine meiner Entscheidungen bereut. Natürlich hatte ich immer das Glück, Rückhalt aus der Familie zu erfahren und im Notfall einfach wieder nach Hause zurückgehen zu können. Doch jeder Entschluss brachte mich persönlich so viel weiter. Ich lernte früh, eigenständig zu sein und mich darauf zu verlassen, was mein Bauch mir vorgab. Obendrein hatte ich die Chance, immer wieder neue Leute kennenzulernen. Der Schulwechsel half da ebenso wie der Wechsel von einem Fußballverein der unteren Klasse in die Bundesliga. Den krassesten Einschnitt brachte natürlich dann mein Umzug nach Frankreich zu Olympique Lyon mit sich.

Hier kannte ich niemanden, aber ich wurde von der ersten Sekunde an so herzlich und offen vom Team aufgenommen, dass ich mich sofort wohl fühlte. Obendrein lerne ich nun eine Sprache erst richtig kennen, mit der ich in der Schule bereits ersten Kontakt hatte.

Im Nachhinein kann ich nur bestätigen, was man oft von Leuten hört, die es gewagt haben, ausgetretene Pfade zu verlassen und herauszufinden, wie das Dickicht nebenan aussieht. Der sichere Weg ist vor allem eins: sicher. Aber er wird dich vielleicht niemals bis ganz an die Spitze bringen. Erfahrungen sammeln gehört dazu, und das Erlangen dieser Erfahrungen muss einen auch mal fordern. Denn jedes Quäntchen Mut, das man sich abverlangt, lässt einen wachsen. Zweifel, ob alle meiner Entscheidungen tatsächlich richtig waren, kamen so also nie auf, denn irgendetwas konnte ich bisher immer daraus lernen, und daran wird sich auch nichts ändern.

3. Erfolge feiern
Nicht zuletzt bestätigen mich natürlich auch meine Erfolge darin, dass ich das Richtige getan habe. Wenn du zusammen mit einem Team besondere Dinge auf die Beine stellst, ist das ein absolut fantastisches Gefühl. Immerhin wurden wir 2014 mit der U20 Nationalmannschaft in Kanada Weltmeister. Die beste Mannschaft der Welt, das muss man sich mal geben! Was für ein irrer Moment das war, als die Schiedsrichterin abgepfiffen hat – einfach unbeschreiblich. Oder das Triple dieses Jahr gemeinsam mit dem Team von Olympique Lyon: Die Französische Meisterschaft, der Französische Pokal und schlussendlich sogar das Champions-League-Finale konnten wir für uns entscheiden. Nächtelang haben wir gefeiert. Zwei Tage nach unserem Sieg wurden wir vom Vereinspräsidenten nach Saint Tropez eingeladen.

Solche Erfolge schweißen nicht nur zusammen, sie zeigen einem zudem erst auf, was überhaupt alles möglich ist. Und sie treiben dich an, immer noch mehr erreichen zu wollen. Das wiederum ist die Grundvoraussetzung dafür, tatsächlich auch noch mehr zu erreichen.



4. Spaß haben
Bei all dem Stress, dem anstrengenden Training oder in allen schwierigen Situationen sollte man sich immer den Spaß am Spiel bewahren. Ich denke oft an das kleine Mädchen, das jeden Tag von früh bis spät auf dem Bolzplatz war, weil es einfach nur das Schönste auf der Welt war, Fußball zu spielen. Dieser Spaß und diese Leidenschaft treiben mich auch heute noch jeden Tag auf den Platz und lassen Muskelkater und Müdigkeit vergessen. So ist es (denke ich) auch überall im Leben. Wenn du dich jeden Tag neu motivieren und selbst dazu zwingen musst, etwas zu tun, kannst du dich nicht weiterentwickeln. Aber tust du jeden Tag das, was du liebst und bist dabei glücklich, dann werden Träume wahr.

5. Die eigenen Wurzeln nicht vergessen
Neben all den Erfolgen, positiven Bestätigungen und lehrreichen Erlebnissen darf man selbstverständlich nicht vergessen, wodurch es einem erst möglich wurde, diesen Weg überhaupt zu beschreiten. Ohne die stetige und uneingeschränkte Unterstützung durch meine Familie und meine Freunde hätte ich es nie so weit gebracht. Sie überließen mir das Ruder und gaben mir trotzdem den nötigen Halt, um meine Entscheidungen nicht halbherzig treffen zu müssen. Mehr kann man nicht erwarten, und ich habe gelernt, darauf zu vertrauen.

Es lohnt sich also durchaus, dem eigenen Traum auch einmal in die Ferne zu folgen. Man sollte sich nur das Gute bewahren, das zu Hause auf einen wartet.









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