„Au, das piekst!“ – Warum Barfußlaufen trotzdem ein Genuss ist



„Wenn ich noch einmal leben könnte, würde ich von Frühlingsbeginn an bis in den Spätherbst hinein barfuß gehen.“ (unbekannt)

Dieser Satz klingt nach Freiheit und Genuss. Bei genauerem Überlegen aber auch nach schmerzhaften kleinen Steinchen und kalten Füßen. Oder schränken diese Gedanken nur ein und halten vom wahren Glück ab? Da hilft nur, zu testen, wie es sich anfühlt, ohne Schuhe und Strümpfe durch den Wald zu laufen. Das geht am besten auf einem Barfußpfad, wie z.B. in Dornstetten im Schwarzwald.

Schuhe aus und los
Am Anfang ist es ein ungewohntes Gefühl, die vertraute Sicherheit der Schuhe abzulegen und barfuß spazieren zu gehen. Es ist nicht gerade ein warmer Tag. Doch auf dem ausgelegten Rindenmulch oder über die Wiese läuft es sich angenehm und die Anspannung lässt etwas nach. Für Kinder ist das Barfuß-Laufen noch Alltag. Die Frage „Darf ich meine Schuhe ausziehen?“ ist im Sommerhalbjahr auf Wiesen und Spielplätzen allgegenwärtig. Diese natürliche Freude scheint allerdings irgendwann verloren zu gehen. Obwohl die Hornhaut dicker wird, werden die Füße auch irgendwie empfindlicher. Und die Vernunft empfiehlt es ja sowieso, außerhalb der eigenen vier Wände Schuhe zu tragen, oder?

Warum überhaupt barfuß gehen?
Über Vernunft lässt sich in diesem Zusammenhang streiten. Ärzte sind sich in der Empfehlung einig, dass sich viele Gesundheitsprobleme durch regelmäßiges Barfußlaufen erheblich reduzieren würden. So werden beim Gehen mit Schuhen beispielsweise die Fußmuskeln viel zu wenig trainiert. Dadurch bilden sie sich zurück, was zur Entwicklung zahlreicher Rückenbeschwerden beiträgt. Außerdem werden die berühmten Fußreflexzonen nicht angeregt. Für eine Fußreflexzonenmassage geben Menschen heute viel Geld aus, denn ihre Vorteile sind bekannt: Von Stimulierung des Herz-Kreislauf-Systems, über Regulierung des Blutdrucks und der Verdauung bis hin zur Stärkung der Abwehrkräfte reicht die positive Wirkung, die ihr zugeschrieben werden. Und dabei kann es doch so einfach sein. Denn Barfußlaufen in der Natur hat den gleichen Effekt, wie eine Massage – und das sogar kostenlos.

Unterwegs auf ungewohntem Terrain
Bei so vielen positiven Argumenten ist die anfängliche Wehleidigkeit schnell vergessen. Gleich am Anfang fließt ein kleines Bächlein über den Weg und es lädt ein, einfach mal durchzulaufen. Kalt, aber auch irgendwie lustig. Bald kommt ein Spielplatz, an dem auch Erwachsene ihre Freude haben. Mit den Füßen Töne erzeugen, Fontänen spritzen lassen, balancieren und durch einen Seilparcours hüpfen macht Spaß und sieht teilweise leichter aus als es ist. Hier gewöhnen sich die Füße an das Barfußsein und der Kopf ist abgelenkt davon, auf jedes Steinchen zu achten.

Auch ein Kneipp-Becken darf natürlich nicht fehlen. Die ersten Schritte im eisigen Wasser können den Verdacht erwecken, dass die Füße für den Rest des Weges gefühllos gefroren werden sollen. Es ist so eisig, dass es bis in den Kopf kribbelt. Doch wer durchhält, wird damit belohnt, dass die Füße sich jetzt richtig lebendig anfühlen.

Der Spaß wächst mit der Herausforderung
Es geht weiter auf einer langen Trampolinbahn, über Kieselsteinchen unterschiedlicher Größe, Tannenzapfen und sogar Glasscherben. Da heißt es, tapfer alles durchzustehen und entspannt weiter zu atmen, wenn es mal wieder arg piekst. Da freuen sich die Füße über den Höhepunkt der Strecke: ein Lehmbecken. Bis über die Knöchel sinken die Beine in eine eisige gelblich-braune Pampe, die schmatzend zwischen den Zehen hindurchquillt und einen ein wenig festzuhalten scheint. Eine kindliche Begeisterung für das Matschbad ist nicht mehr zu leugnen. Es macht einfach Spaß. Und als dann wenig später auch noch Sand und Stroh an den Füßen kleben, fühlt sich das schon fast wie eine Medaille für besondere Tapferkeit an. Selten darf man dreckige Füße so genießen.

Nachwirkung
Mit Wasser und Bürste geht hinterher alles problemlos wieder ab. Auf dem Heimweg mit Schuhen ist die Befindlichkeit der Füße überraschend bewusst spürbar. Die Schuhe fühlen sich weich und warm an den Füßen an – Kleinigkeiten, die sonst oft unbemerkt bleiben. Abends kribbeln die Füße dann und sind durch und durch angenehm warm. Sie scheinen sich für den Barfußmarsch zu bedanken. Und es meldet sich eine Lust, bald mal wieder barfuß zu wandern.



Hier noch ein paar Impressionen vom Pfad:


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(1) Der Pfad beginnt - jetzt wird es ernst!

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(2) Nicht einmal Glasscherben halten uns auf

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(3) Am Ende stolz mit schmutzigen Füßen







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