Spontangenuss Open-Air Oper in Sydney



Es ist Mitte Januar irgendwo in Deutschland. Die Temperaturen bewegen sich um den Gefrierpunkt, der Himmel ist von grauen Wolken komplett verdeckt. Was bleibt einem anderes übrig als zuhause auf der warmen Couch zu sitzen und fernzusehen? Biathlon, DSDS und eine weitere Talkshow zur Flüchtlingsthematik sind im Angebot. Nicht schon wieder. Dann schon lieber „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ – ist zwar nicht unbedingt der höchste Anspruch, aber das Wetter im australischen Dschungel ist wenigstens gut.


Apropos Australien: Wie wäre es mit einem Picknick am botanischen Garten von Sydney, vielleicht mit einem leckeren Penfolds-Rotwein und etwas Kultur dazu? Klingt gut? Ist es auch! „Etwas Kultur“ ist übrigens etwas untertrieben, wenn sich Australiens Stars der Oper die Ehre geben und die berühmtesten Opern der Welt auf einer großen Open-Air-Bühne darbieten – und alles bei freiem Eintritt.

Klingt unglaublich? Das war es auch – mein Traumerlebnis.

Sydney ist ohnehin eine Traumstadt, die man einfach mal besucht haben muss. Die Skyline, dominiert vom Opera House und der Harbour Bridge, kennt natürlich jeder. Der Strand in Bondi Beach, der lockere Lebensstil in Manly und die vielen Sehenswürdigkeiten in der gut begehbaren Innenstadt. All das hatte ich erwartet. Das Festival „Opera in the Domain“ war aber der überraschende Höhepunkt meiner traumhaften zwei Wochen in Sydney.

Am Nachmittag hatte ich mich vom Hotel am Hyde-Park zu Fuß aufgemacht in Richtung Farm Cove, um von dort einige Skyline-Fotos zu schießen. Mein Weg führte mich durch den botanischen Garten, wo hunderte von Decken auf einer Wiese ausgebreitet waren, die meisten von ihnen allerdings unbesetzt. Ich fand dann doch eine bemannte Decke und auf Nachfrage, was denn hier los sei, erfuhr ich, dass dies reservierte Plätze für die Opernaufführung am Abend seien (wer einmal in einer südeuropäischen Ferienanlage nach dem Frühstück versucht hat, eine Liege am Pool zu bekommen, weiß, was mit „Reservierung“ gemeint ist).

Egal – mein Interesse war geweckt und nach ein paar schnellen Fotos von der Oper war ich wieder zurück in dem Domain genannten Teil des botanischen Gartens. Es gab Georges Bizet’s „Carmen“ bei angenehmen T-Shirt-Temperaturen unter einem leuchtenden Sternenhimmel. Wein und Baguette hatte ich mir besorgt und meine Deckennachbarn halfen mir gerne mit einem Glas aus. Laid-back nennt man eine solche Atmosphäre wohl, bei der Kinder (im Gegensatz zu Rauchern) herzlich willkommen waren, auch wenn sie nicht nur stillsitzen wollten, und die Mehrzahl der Besucher mit dem Fahrrad angereist war.

Wer „Open-Air Oper in Sydney“ googled, landet übrigens eher bei der „Handa Opera on Sydney Harbour“: In der Farm Cove Bucht stehen 16 fest installierte Masten im Wasser und tragen eine riesige Bühne, auf der Aida oder La Traviata gespielt werden, während das zahlende Publikum vom Land aus zuschaut. Wer es spektakulär mag und Champagner im Anzug dem Picknick in Jeans vorzieht, für den ist die Handa Opera ein tolles Erlebnis.

Mir gefiel „Opera in the Domain“ besser, was eine rein subjektive Stilfrage ist. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, sollte bald anfangen zu planen. Der nächste Januar kommt schneller als man denkt. Am besten verbindet man die Reise nach Sydney übrigens mit den Feiern des Nationalfeiertages am 26.1. Der Australia Day ist ein riesiges, fröhliches Fest, bei dem überall etwas los ist.


Noch eine Beobachtung zum Schluss: Nicht alle Traummomente müssen monatelang geplant werden. Wie in meinem Fall hilft der Zufall gerne nach, oder um es mit dem Philosophen Diogenes von Sinope zu sagen:

„Zufälle sind unvorhergesehene Ereignisse, die einen Sinn haben.“




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Die Zuschauer warten auf die Vorführung







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