Ein Highschooljahr als Start in meine Basketball-Karriere


© privat via Jens Kujawa

Manche Menschen verträumen ihr Leben ohne ihre Lebensträume umzusetzen, manche geben sich mit einem gelebten Traum zufrieden und wieder anderen gelingt es, in jeder Phase ihres Lebens neue Träume anzugehen und umzusetzen. Jens Kujawa gehört zu dieser dritten Gruppe. Als Jugendlicher bekam er die Möglichkeit, eine Highschool in den USA zu besuchen, erspielte sich dort ein Basketball-Universitätsstipendium und wurde später mit der deutschen Nationalmannschaft Europameister. Beufliche Erfolge schlossen sich an und als Vorstand von Basketball Aid e.V. gelingt es ihm immer wieder, krebskranken Kindern und ihren Familien zu helfen.

In seiner Artikelserie bei Dreampions beschreibt Jens Kujawa seinen langen Weg und gibt euch persönliche Einblicke und (hoffentlich) hilfreiche Meinungen.


Teil 1: Basketballerische Anfänge und mein Karrierestart in den USA.

Was einen nicht umbringt, härtet ab
Als Kind spielte ich Fußball, war Mittelstürmer und Torwart. Doch mit 9 Jahren bekam ich Knieprobleme und die Ärzte rieten mir, nicht länger Fußball zu spielen. Ich war in diesem Alter nicht riesig, aber etwas größer als andere. Also fing ich an Basketball zu spielen. Durch meine Größe wurde ich oft in etwas ältere Mannschaften gesteckt. Dabei gab es regelmäßig Ärger. Ich wurde immer mal wieder verkloppt, die älteren Mitspieler warteten schon auf mich nach dem Training. Aus meinem Fahrrad wurde regelmäßig die Luft rausgelassen. Oft kam ich heulend nach Hause. Meine Mutter knöpfte sich die Leute sehr vehement vor, rief die Eltern an, es gab Diskussionen mit dem Trainer. Da war anfangs ordentlich trara.

Mit ca. 14 konnte ich dann auf Augenhöhe mithalten. Da war ich 1,84 m und kam gerade in die Oberschule. Innerhalb eines Jahres wuchs ich dann auf 2,01 m. Das hat mir basketballerisch sehr geholfen. Und ich setzte mir große Ziele, wollte immer 50% der Punkte machen und schaffte das oft. Mein Ego war groß und ich freute mich über jede Erwähnung in der Zeitung. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich dann richtig mitspielen, da ich eben auch die Leistung brachte. Außerdem konnte ich mich besser wehren.

Erste nationale Erfahrungen
Dann kam die Berufung in die Niedersachsenauswahl. Das erste Jahr war sehr enttäuschend. Der Jahrgang ’64 war richtig stark und ich saß nur auf der Bank. Das war sehr frustrierend, nur mit zu trainieren, aber nie mitzuspielen. Es war aber dennoch eine wertvolle Erfahrung. Im Jahr darauf konnte ich dann gemeinsam mit Lars Graf die Auswahl prägen. Wir beide wurden dann auch in den Nationalkader eingeladen. Zu diesem Zeitpunkt war ich dann schon der beste Center meines Jahrgangs in Deutschland. Das war super. Es war ein Riesenschritt vom ersten Jahr – vom Banksitzer zum führenden Center.

In diesem Jahr spielte ich auch beim Albert-Schweitzer-Turnier und wurde dort als zweitbester Spieler der Mannschaft ausgezeichnet. Wir waren sehr erfolgreich und belegten den dritten Platz. Das hatten wir ganz lange, ich glaube, über Jahrzehnte, nicht geschafft. Darauf waren wir sehr stolz. Außerdem wurde ich als Jugendlicher mit meinem Verein TuRa Braunschweig Niedersachsenmeister. Bei diesem Verein war ich groß geworden und es war ein toller Erfolg.

Durch einen Anruf in eine neue Welt
Eines Tages bekam ich einen Anruf von Terry Schofield, dem damaligen Trainer des deutschen Meisters ASC Göttingen und späteren Bundestrainer. Ich war damals knapp 17. Der Anruf kam für mich sehr überraschend. Er fragte: „Willst du für ein Jahr in die USA gehen?“ Ich dachte: „Klar, das ist ein Traum!“ Und er sagte: „Wir finanzieren dir das, du wohnst dort in einer Gastfamilie, und danach spielst du dann für uns in Göttingen.“ Ich wollte das auf jeden Fall, aber sagte ihm, er sollte nach Braunschweig kommen und das meiner alleinerziehenden Mutter erklären. Terry und der Manager redeten dann etwa 3 Stunden auf meine Mutter ein, bis sie irgendwann klein beigab und dem ganzen Plan zustimmte.

Ich ging also mit 17 nach der 11. Klasse in die USA. Vorher trainierte ich noch einen Monat bei Göttingen mit den ganzen damaliger Größen – Dirk Weitemeyer, Ecki Lodders, Erhard Apeltauer, Armin Sowa, Bob Peters, Ingo Mendel. Das war eine Riesenumstellung. Ich lernte dort meinen Hakenwurf – für diesen bin ich ja auch ein bisschen bekannt, später in der Bundesliga setzte ich ihn oft ein und brachte meine Gegner zur Verzweiflung.

Ursprünglich sollte ich an einer High School in Kalifornien spielen. Doch es gab 2 Wochen vor dem Abflug Änderungen und ich musste mich umstellen: Statt nach Los Angeles kam ich nach Bellingham in Washington State. Dort hatte ich eine tolle High School-Zeit. Ich lebte bei zwei netten Gastfamilien, wurde MVP der Liga und spielte sogar im State Final. An der High School habe ich erstmals gelernt, was es heißt, wirklich Basketball zu leben. Das war ein entscheidender Schritt für mich. In Deutschland war Basketball wichtig und wir trainierten vier- bis fünfmal pro Woche. Wir machten anderthalb Stunden reguläres Training, mehr Zeit hatten wir nicht. Krafttraining gab es fast gar nicht. Das war nicht so professionell. In der High School hatten wir teilweise morgens vor der Schule Krafttraining. Es wurden drei bis vier Stunden täglich trainiert. Der Sport wird dort wirklich gelebt. Als schüchterner, schlaksiger Junger – ich war damals etwa 2,13 m – nahm ich dadurch sehr schnell Gewicht zu.

Das Team genoss viel Anerkennung in der Schule. Alle waren begeistert, wir hatten ein richtig erfolgreiches Jahr. Es war riesig, das mitzuerleben und es hat mich sehr geprägt. Das gab mir unheimlich Selbstvertrauen, auch im Umgang mit anderen Menschen. Als erfolgreicher Basketballer muss man irgendwann aufpassen, dass man nicht abhebt, wenn man so viel Zuspruch erhält. Aber es wurde immer mal wieder dafür gesorgt, mich runterzuholen…

Planänderung nach dem ersten Jahr
Nach diesem sehr erfolgreichen High School-Jahr sollte ich zurück nach Göttingen gehen. Doch ich entschied mich gemeinsam mit dem damaliger Junioren-Nationaltrainer Bernd Röder, in den USA zu bleiben. Wir waren uns einig, dass das besser für mich war. Er stellte den Kontakt zu einer neuen Gastfamilie in Taylorville, Illinois her. Es war eine Millionärsfamilie – große Sponsoren der University of Illinois. Ich entschied mich, dort für ein zweites High-School-Jahr zu bleiben. Göttingen sagte ich ab. Ich spielte nur einmal bei der Norddeutschen Meisterschaft mit, die wir auch gewannen. Später erhielt Göttingen auch die Aufwendungen, die sie hatten, von Braunschweig zurückerstattet. Ich muss mich also nicht mehr schlecht fühlen.

Das zweite Jahr in der High School lief noch professioneller. Der Coach achtete sehr stark auf die mentale Seite. Er lies mich auch mal ein Spiel nicht spielen, weil ich in einer Halbzeitpause etwas gesagt habe, was ich nicht hätte sagen sollen. Da stand schon in den Zeitungen, ich würde nach Hause fliegen und aufhören. Es gab einen großen Aufruhr. Da musste ich mich das erste Mal vor der ganzen Mannschaft entschuldigen, um weiterspielen zu dürfen. Das Thema Demut war etwas, das mir zum damaligen Zeitpunkt nicht leicht fiel. Aber es war im Nachhinein eine gute Lebenserfahrung, auch mal etwas zu reflektieren. Insgesamt war es ein tolles Jahr: Wir gewannen unsere Liga, kamen unter die besten 16 Mannschaften im State Illinois und ich war Liga-MVP sowie im All-State Team.

Eine besondere Erinnerung, die noch heute sehr präsent ist, war, dass in dieser Zeit auch ein Foto von mir und den Cheerleadern in der Sports Illustrated (dem größten Sportmagazin in den USA) erschien – da waren alle stolz auf ihr kleines Städtchen in Illinois mit gerade einmal 11‘000 Einwohnern und das Magazin war in der Umgebung komplett ausverkauft.

Mit diesem Spaß, den Erfolgen und der Popularität hätte es gerne noch etwas weitergehen können, aber leider ging meine Highschoolzeit zu Ende und ich musste mich mit der Frage beschäftigen, wo es persönlich und basketballerisch hingehen soll. Über diese Entscheidung und die dann folgenden Jahre berichte ich euch in meinem nächsten Artikel auf Dreampions.
Bis dahin,
Jens



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