„Hobbys: Reisen.“
So steht es in meinem Lebenslauf. Klar stehen da auch andere Dinge, aber Reisen steht an erster Stelle, schon so lange ich zurückdenken kann. Und wenn der Wunsch nach der Erkundung fremder Länder so groß ist, reicht es manchmal eben nicht mehr aus, ihm nur die obligatorischen 30 Tage Jahresurlaub zu widmen. Wann immer ich zusammen mit meinem damaligen Lebenspartner unterwegs Menschen getroffen habe, die sich gerade auf einer Reise um die Welt befanden, regte sich deshalb der Neid in mir. Neid auf die Freiheit, die sich diese Menschen einfach nahmen, Neid auf ihren Mut, dem sorgsam durchgeplanten Leben zu Hause eine Zeit lang den Rücken zu kehren und Abenteuer zu erleben. Jede dieser Begegnungen war wie Dünger für den Wunsch in mir, das selbst eines Tages tun zu können.
2005 dann entschloss ich, dass das nicht auf ewig ein Wunsch bleiben muss. Wir waren erst im April vier Wochen lang in Australien gewesen, und im Herbst flog ich mit einer Freundin noch einmal für einen sechswöchigen Urlaub samt Sprachkurs dorthin. Diese Erfahrung war so gigantisch, dass ich mich entschied, mich nicht weiter auf die ‚Wenns‘ und ‚Abers‘ zu konzentrieren, sondern endlich mit dem Sparen anzufangen. Vielleicht konnte ich ja tatsächlich selbst eines Tages ein paar Monate am Stück oder ein Jahr lang reisen. Wenn nicht, hätte ich zumindest ordentlich Geld angehäuft.
Sehnsucht und Aufbruch
Anfangs wusste nur mein Partner davon. Ich machte größtenteils weiter wie bisher, nahm die Möglichkeit wahr, Karriere zu machen und verließ dafür meine Heimatstadt Berlin und damit auch viele meiner Freunde. Sogar eine Wochenendbeziehung nahm ich in Kauf. 2010 allerdings kam der Tag, an dem ich mir bewusst wurde, wie unzufrieden ich mit der momentanen Situation war. Zwar gefiel mir die Arbeit als Filialleitung eines Buchhandels-Flaggschiffes sehr gut, doch die Stadt, in der ich lebte, wurde mir nach nur drei Jahren schon zu klein. Ich hatte Sehnsucht nach meinen Freunden, meinem Partner, nach Veränderung – die Zeit war reif, mir über die Zukunft Gedanken zu machen.
Der Traum einer langen Reise war nach wie vor sehr präsent, und in vielen Gesprächen stellte ich fest, wie entschlossen ich war, diesen Traum nun endlich in die Tat umzusetzen. Ich wusste, dass ich so etwas mit zunehmendem Alter nicht mehr machen würde, außerdem stand da ja auch die Frage einer etwaigen Familienplanung im Raum. Schließlich fällte ich die Entscheidung: jetzt oder nie. Meine Freunde waren begeistert von der Idee und meiner Entschlossenheit, meine Mama dagegen völlig überrumpelt. Sie dachte zuerst, ich sei schwanger, als ich ihr sagte, ich müsste mit ihr sprechen. Allerdings gewöhnte sie sich recht schnell an den Gedanken, dass ich ein Jahr lang unterwegs sein würde.