Vom Hobby zum Traumjob geräuchert

Christine Fuchs

© Christine Fuchs

Das Räuchern war mein persönliches Hobby. Ich hatte einen kleinen Shop, über den ich gelegentlich Räucherwerk verkaufte. Außerdem war ich dabei, mir eine Selbständigkeit als Coach und Schulungsleiterin aufzubauen. Doch es sollte anders kommen.



Turbo durch Gartenzeitschriften
Nachdem ich mich entschieden hatte, Daimler zu verlassen, verlegte ich meinen Lebensmittelpunkt von einer 135 qm Maisonette-Wohnung in ein ausbaufähiges Gartenhaus mit 35 qm Wohnfläche. Dort gab es 18 Hektar Grünfläche mit Apfelbäumen und die Möglichkeit, Kräuterbeete anzulegen. Im Haus meiner Mutter hatte ich mir in einer leerstehenden Ein-Zimmer-Wohnung ein kleines Lager eingerichtet. Darüber hatte ich häufig einen Anlass, mein Elternhaus zu besuchen. Auf dem Tisch lagen dort immer Gartenzeitschriften wir „Landlust“ und „Wohnen und Garten“. Ich blätterte regelmäßig rein und fand es langweilig, dass denen zum Thema Kräuter immer nur das Gleiche einfiel: Kräuterquiche, Kräuterbutter, Kräuter in Öl, Kräutertee. Ich dachte, sie wüssten scheinbar nicht, was der Ursprung im Umgang mit Kräutern war, nämlich Feuer damit zu machen und den Duft und Rauch einzuatmen. Also schrieb ich den Zeitschriften vom Räuchern. Ich ging bewusst nicht in den Esoterik-Bereich, sondern machte Leute auf Möglichkeiten des Umgangs mit ihrem Kräuterrückschnitt im Garten aufmerksam. Das traf einen Nerv und zwei Zeitschriften brachten dann im Herbst 2008 einen Artikel darüber.

Mit dem Tag, an dem die Zeitschriften erschienen, ging ich plötzlich in Bestellungen unter. Es war wie ein Sechser im Lotto. Wenn ich bis dahin einmal pro Woche im Lager war und ein Päckchen gepackte hatte, fiel meiner Mutter auf, dass viel los war. Plötzlich stand ich schon 6 Uhr morgens in meinem Lager und arbeitete bis 10 Uhr nachts. Meine Mutter half mir den ganzen Tag und wir kamen trotzdem kaum nach, die Bestellungen zu bearbeiten.

Die Herausforderungen des Erfolges
Ich hatte keine Struktur, keine Lieferantenverträge, keine Vereinbarung mit DHL, keine richtigen Kartons, mein Shop spuckte nur Lieferscheine aus, keine Rechnungen, und ich schrieb per Hand meine Kontoverbindung darauf. Ich musste nun schauen, wie ich mit diesem Bestellansturm umging.

Ich musste den Shop professionalisieren und auf robustere Beine stellen, und das neben dem laufendem Geschäft. Von dem Augenblick an, als die viele Bestellungen eingingen, waren plötzlich auch meine Räucherkurse ausgebucht. Also richtete ich in dem Haus, in dem auch mein Lager war, in einer Dachgeschosswohnung einen Räucherraum ein und bot dort meine Räucherabende an. Ich bekam zusätzlich viele Anfragen, auch anderswo Räucherkurse anzubieten. In der ersten Zeit nahm ich alle Anfragen an und fuhr unheimlich viel in der Gegend herum.

Es wurde offensichtlich, dass ich mit dem Thema Räuchern einen Nerv getroffen hatte. Viele Menschen empfinden die Zeit als immer dynamischer und unruhiger. Sie suchen eine Insel, die sie sich im Alltag schaffen können, um sich zu entspannen und eine Auszeit zu nehmen. Da das Räuchern in einer engen Verbindung zur Natur steht, spricht es viele Menschen an. Man benötigt nicht viel, muss eigentlich nur ein Stövchen kaufen. Alles andere findet man im eigenen Garten oder auf einer Wanderung – Harz Tannennadeln, Kräuter. Das begeistert viele.

Eine Ausstellung?!
Ich hatte gemerkt, wie viel Pressearbeit für mich bewirkt. Also schrieb ich aktiv verschiedene Zeitschriften an. Viele griffen das Thema irgendwann auf.

Der nächste große Schub kam jedoch 2009, als ich Kräuter in einer Gärtnerei kaufte. Ich gab einer Verkäuferin eine meiner Visitenkarte. Sie war begeistert als sie „Räuchern“ las und lud mich ein, an den 2 Wochen später stattfindenden „Kräuter- und Gesundheitstagen“ mit Ausstellung teilzunehmen. Ich war zunächst unsicher. Doch eine gute Freundin riet mir zu. Sie sagte: „Du nimmst einfach eine Bierbank und einen Tisch, stellst deine ganzen Waren da hin, hängst Plakate auf, nimmst eine Kasse mit und verkaufst.“ Ich wollte aber nicht nur auf einem Stuhl hocken und die Leute vorbeiflanieren sehen. Also sagte ich: „Ich komme nur, wenn ich an diesem Wochenende jeweils einen 30-minütigen Vortrag über das Räuchern halten darf.“ Die Gärtnerei sagte begeistert zu.

Ich profitierte natürlich von meinen Erfahrungen mit Führungskräfteseminaren. Ich hatte nie Angst vor der Bühne, sondern kann einfach darauf los reden und fühle mich wohl. So machte ich es auch bei der Kräutergärtnerei.

Autorin durch einen glücklichen Zufall
An diesem Tag öffnete sich eine weitere Tür für mich: Nach einem meiner Vorträge lehnte sich ein Mann auf meinen noch recht unprofessionell gestalteten Stand und fragte, ob ich mir vorstellen könne, ein Räucherbuch zu schreiben. Er war Lektor beim Kosmos-Verlag. Ich traute mir das Schreiben zu und sagte zu. Wir arbeiteten also zusammen. Das erste Buch „Räuchern mit einheimischen Pflanzen“ erschien im März 2011 und war sehr erfolgreich.

Aus diesem ersten Kontakt entstand eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit und im letzten Jahr erschien bereits mein drittes Buch: „Räuchern im Rhythmus des Jahreskreises“ – diesmal waren sogar erstmals noch 9 Räucherstoffe enthalten, was auch sehr gut ankam. Dieser Kontakt zum Kosmos-Verlag war natürlich ein Riesenglück für mich und hat mir sehr geholfen.

Viel unterwegs
Ich merkte schnell, dass der direkte Kontakt zu Menschen sehr hilfreich ist. Da ich keinen Laden habe, fing ich also an, auf Gartenausstellungen in der Umgebung zu fahren. Mein damaliger Freund, der inzwischen mein Mann ist, infizierte sich auch mit dem „Räucher-Virus“. Er begann, das Räuchern direkt bei Ausstellungen zu demonstrierte. Oft standen dann Trauben von Menschen an unserem Stand, auch Kinder waren begeistert. Ich stellte fest, dass es eine tolle Art war, neue Kunden zu gewinnen, wenn ich das Räuchern erklären konnte, es direkt zeigte und vor Ort Fragen beantwortete.

Wir waren sehr viel unterwegs. Dabei akquirierten wir viele neue Kunden, die dann auch zu mir in die Räucherkurse kamen. Allerdings ist der Besuch dieser Märkte sehr anstrengend. Ich stand an diesen Tagen regelmäßig um 7 Uhr auf und war erst gegen 22 Uhr wieder in meinem Hotel oder einer Ferienwohnung. Nach 3 Tagen tat mir jeder Knochen weh.

Immer wieder neue Wege
Ich entschied mich, weitere Bücher zu schreiben. Doch der parallele Besuch der Gartenausstellungen war zu viel. Daher fahren wir seit 2015 nicht mehr auf Gartenmärkten. Ich musste mir etwas Neues überlegen, um neue Kunden zu erreichen.

Ich startete eine Art Räucherschule, wo ich andere Experten einlade, Räucherkurse zu geben. Es lief sehr gut an und ich konnte einige Größen der Räucherwelt gewinnen. So bieten z.B. Dr. Christian Rätsch und seine Frau Dr. Claudia Müller-Ebeling regelmäßig Kurse an, und im nächsten Jahr habe ich auch eine Zusammenarbeit mit Marlis Bader geplant, die selbst auch Bücher geschrieben hat.

Ich möchte damit dem Thema Konkurrenz bewusst etwas entgegensetzen. Ich denke, dass wir uns gegenseitig ergänzen. Außerdem kann ich so meiner Zielgruppe neue Arten des Räucherns näherbringen und neue Interessenten für meinen Shop gewinnen.

Ausblick
Inzwischen habe ich mit meinen Kursen und dem Onlineshop meine Kapazitätsgrenze erreicht. Seit Februar dieses Jahres ist auch mein Mann bei der Räuchermanufaktur eingestiegen. Alleine würde ich es nicht mehr schaffen. Doch ich lebe meinen Traum. Ich bin gespannt wie sich das Geschäft weiter entwickelt. Auf jeden Fall kommt immer wieder etwas Neues dazu.

Meine Erfolgsrezepte und größten Glücksmomente verrate ich im letzten Teil meiner Artikel-Serie.

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