Aus dem Hörsaal in die Praxis
Alles begann vor etwa 18 Monaten mit einer Vorlesung im Bereich Innovationsmanagement und Geschäftsmodellentwicklung an der Hochschule Augsburg. Unser Professor war ambitioniert und motivierte uns, praxisnah zu arbeiten. Dabei bekam ich Lust, etwas Eigenes auszuprobieren. Ich wollte nie ein Zahnrad in irgendeinem Konzern werden, das war gar nicht mein Ding. Das war natürlich ein großer Ansporn für mich, eine Alternative zu finden. Anfangs hatte ich verschiedene Ideen: Mein Hobby sind alte VW-Busse, mit denen ich gerne quer durch Europa reise, und ich koche gern. Meine erste Idee war, mittags Essen auszuliefern. Dann dachte ich, ich kaufe mir einen alten VW-Bus und verkaufe daraus Eis. Aber das war alles noch nicht das Wahre. Irgendwann kam ich dann auf die Streetfood-Szene und fand das perfekt.
Ich informierte mich etwa ein halbes Jahr und wollte dann eigentlich meine Bachelor-Arbeit darüber schreiben. Überraschend bekam ich das Angebot, einen Anhänger von anderen Foodtruckern zu kaufen, die mit ihrem Geschäft aufhörten. Ich war eigentlich noch in der Planung, doch spontan sagte ich zu und legte ich los. Die Bachelor-Arbeit musste ein knappes Jahr warten, da ich mein Geschäft aufbauen wollte. Doch jetzt ist sie fast fertig. Und danach geht es erst richtig los.
Start mit Hindernissen
Mit der Übernahme des Anhängers kaufte ich auch das Recht, auf bestimmten Events zu stehen. Ich dachte, das ist ein Super-Einstieg. Im Nachhinein war das finanziell nicht ganz sinnvoll, weil ich feststellte, dass es doch recht einfach war, auf Events zu kommen. Die Herausforderung bestand vielmehr darin, die guten Events zu finden. Andererseits hätte ich sonst nie so schnell losgelegt. So konnte ich schon eine ganze Saison mitnehmen.
Ende April 2016 starteten wir. Das erste Event war in Kirchheim, vier Tage am Stück. Einen Tag vor der Eröffnung hatten wir bei uns zu Hause Freunde eingeladen. Ich musste an diesem Tag noch die Prüfung für das Fahren mit Anhänger bestehen. Vor lauter Aufregung fiel ich durch. Beim zweiten Anlauf schaffte ich es dann doch noch und fuhr gleich am nächsten Tag zum Event. Dort waren am Tag einige tausend Leute auf dem Platz. Es ging wirklich zur Sache. Ich dachte, so geht es jetzt weiter.
Doch schon zwei Wochen später kam der erste richtige Rückschlag: Wir fuhren mit dem Anhänger und großen Erwartungen zum nächsten Event. Doch in der zweiten Kurve kippte unser Kühlschrank mit Glastür um. Der ganze Wagen war versaut, der Kühlschrank kaputt. Und dann verkauften wir insgesamt 12 Burger, die wir „Grosse Klappen“ nennen. Da dachte ich schon: „Was soll das eigentlich?“ Und dann sprang gleich am Anfang auch noch ein Mitarbeiter ab.
Es gibt so viele Sachen, die schiefgehen können. Das war schon manchmal echt schwer. Doch auf Dauer kann man sich nur denken: „Das passiert halt. Und jetzt muss eine Lösung her!“ Wenn du dein eigener Chef bist, musst du damit umgehen können. Wenn man sich etwas aufbauen will, kommt man nur so weiter, dass man mit den Erfolgen und den schwierigen Situationen umgehen kann. Aus den schlechten Dingen lernt man ja auch immer, kann sie beim nächsten Mal vermeiden und wächst daran.
Klasse statt Masse
Ich bin kein ausgebildeter Koch, doch ich mag qualitativ hochwertiges Essen. Deshalb geht es mir nicht um krasse neue Kochkünste oder außergewöhnliche Rezepte. Es geht ums Konzept: Wir bieten Qualität an und sind ehrlich zu den Kunden. Bei uns ist Regionalität ein großes Thema: Wir kaufen alle Zutaten aus der Region. Wir nutzen keine Konservierungsstoffe, keine Zusatzstoffe. Wir wollen einfach, dass es schmeckt. Da ist weniger oft mehr. Deshalb bieten wir auch nur drei Produkte an. Wenn wir auf einem Streetfood-Markt sind und da stehen 20 Wagen, ist es genug, wenn jeder zwei bis drei Angebote hat. Das ist genug Auswahl und wir sind so am besten aufgestellt, um alles frisch und schnell herzustellen.
Unsere Produkte sind aus verschiedenen Ideen entstanden. Den Angus Beef Burger entwickelte ich in Zusammenarbeit mit einem anderen Foodtrucker. Für unser vegetarisches Produkt kochten wir zuerst eine gewürfelte Aubergine in Barbecue-Sauce. Dann stellten wir fest, dass die Auberginen nicht lange haltbar sind, wenn sie übrig bleiben. Auf Dauer mussten wir zu viel wegschmeißen. Also stiegen wir auf Süßkartoffel um. Jetzt haben wir ein vegetarisches Produkt, was sonst keiner hat. So entsteht ein Produkt schon mal durch Zufall. Das ist manchmal besser als ewig nachzudenken. Und den Leuten schmeckt es.