Interview mit Fashionblogger streetandgentle – Teil 2


© Philipp Hehmann (streetandgentle)

to english version – zum Teil 1 des Interviews


Wieviel Arbeit steckst du in einen Post bei Instagram? Wer hilft dir bei deinen Fotos? Es sieht immer so einfach aus, aber wie viel Aufwand steckt wirklich dahinter?

Kommt drauf an, ob das ein normaler Post oder eine Produktplatzierung wird oder ob der Post bezahlt ist. Das variiert also. Aber man macht sich natürlich seine Gedanken im Vorfeld: Manchmal hat man Outfits an, zum Beispiel für die Uni, die man dann auch für einen Shoot bei Instagram nutzen kann. Es gibt auch Abende, da weiß ich, ich shoote am nächsten Tag Bilder und hab erstmal gar keine Idee. Da zerbreche ich mir den Kopf, was könnte zusammenpassen und was könnte auf Instagram gut ankommen.

Ich wohne ja selbst in einem ganz kleinen Dorf und muss für gute Bilder erstmal nach Frankfurt fahren. Da gibt es natürlich viel bessere Settings. Outfits kommen mit Skyline im Hintergrund besser rüber als auf einer Wiese mit Kühen im Hintergrund. Es kommt darauf an, was die Message sein soll und wen die Posts erreichen sollen. Es reicht nicht aus, kurz ein Bild vor der Haustür zu shooten und mal eben auf den Auslöser zu drücken. Also einen halben Tag braucht man oft schon für ein perfektes Bild.

Außerdem muss ich ja schauen, dass ich verschiedene Outfits dabei habe, damit sich der Weg nach Frankfurt auch lohnt und ich dann mehrere Fotos aufnehmen kann. Es ist zeitintensiv und man kann das natürlich nicht jeden Tag machen. Hinzu kommt, dass ich mich mit „meinen“ Fotografen abstimmen muss. Meist fotografiert ein guter Freund, der sich sehr für Fotografie interessiert. Aber ab und zu springt auch mein Bruder ein.

Richtiges Setting, richtige Uhrzeit sind schon wichtig. Ich mache meine Posts meistens abends, da mir auch viele Amerikaner folgen. So kann ich die Zeitverschiebung etwas überbrücken. Texte sind meist spontan, es sei denn der Post ist gebucht und der Kunde wünscht sich explizit einen ganz bestimmten Text.

Wieviel Zeit benötigst du tagtäglich für deine Social Media Accounts (Instagram, Snapchat)? Und wie kombinierst du dies zeitlich mit deinem Studium?

Bei Instagram bin ich meistens nicht den ganzen Tag eingeloggt, sondern nur zu gewissen Zeiten. Wenn ich in der Uni bin und ständig Nachrichten bekomme, lenkt das natürlich zu sehr ab. Snapchat hat Instagram in meinem Alltag gewissermaßen ersetzt, sodass ich zwei Drittel meines Tages immer wieder dort aktiv bin. Snapchat nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, aber hier bekommt man sofort Reaktionen. Ich denke, dass Snapchat besonders für viele Unternehmen sehr interessant ist, weil man direkt aus dem Alltag berichten kann.

Alles, was mir über den Tag hinweg an interessanten Outfits, Klamotten oder sehenswerten Sachen begegnet oder einfällt, kann ich sofort mit meiner Community teilen. Das wäre bei Instagram gar nicht möglich, würde den einen oder anderen vielleicht auch stören. Aber durch Snapchat kann ich meinen Followern noch viel mehr mitgeben und das ist eine tolle Sache.

Glaubst du, dass Snapchat in der Zukunft bei den Bloggern einen immer größeren Stellenwert einnehmen wird?

Ich habe die Entwicklung quasi selbst mitgemacht. Der Transfer von Instagram zu Snapchat wird immer mehr. Bei Snapchat sieht man ja dann, wie viele Leute sich die Bilder angesehen haben. Das ist bei mir in den letzten Monaten förmlich explodiert.

Viele haben Instagram-Story als Killer für Snapchat gesehen. Aber ich sehe das eher als Chance, da ich gemerkt habe, wenn ich in meiner Instagram-Story zeige, was auf Snapchat zu erwarten ist – das funktioniert sehr gut!

Für mich ist Snapchat auf jeden Fall ein Riesen-Ding mit viel Potential. Man kann über Snapchat Sachen zeigen, die auf Instagram nicht so gut ankommen würden, aber eben meine Follower stark interessiert: Von welcher Marke ist dieses Teil? Wo kann ich das kaufen? … Es reicht eben nicht mehr, alle zwei bis drei Tage ein Bild auf Instagram zu posten. Das ist zwar stressig, macht aber auch Spaß.

Was Snapchat aber auch lukrativ macht: Man kann die Produkte viel spontaner und vielleicht auch subtiler platzieren. Dementsprechend werden diese dann auch wahrgenommen. Ich denke, das ist auch für Firmen mittlerweile sehr interessant.

Welchen Tipp kannst du „Neustartern“ geben, die bei Instagram selbst erfolgreich durchstarten möchten? Wie kann man sich am besten vermarkten, so dass das Profil viel Traffic generiert? Und welche Fehler sollten vermieden werden?

Meist werden mir Fragen dazu auf Snapchat gestellt, zum Beispiel: Wie kann ich genauso erfolgreich sein wie du? – Klar gebe ich gerne Tipps, aber es gibt keine „Masterformel“. Es hängt auch irgendwie von der Persönlichkeit ab. Wichtig ist auf jeden Fall, dass man qualitativ gute Bilder hat und gute Settings und Hintergründe wählt. Klar muss man aktuelle Trends kennen und wissen, was die Follower sehen wollen. In gewisser Art und Weise muss man auch das Bedürfnis der User nach bestimmten Outfits und Styles wecken, sodass diese einem gerne weiterhin folgen und auf neue Beiträge gespannt sind.

Am Anfang habe ich auch einige „Food“-Bilder hochgeladen, das hat aber nicht wirklich funktioniert. Ich weiß nicht, ob es so gesund ist, sich auf zu viele Sachen zu konzentrieren. Man kann zwar andere Beiträge mit einstreuen, zum Beispiel mal das eine oder andere Urlaubsbild. Aber man sollte schon eine gewisse thematische Basis haben, auf die man sich dann fokussiert.

Wichtig sind auch Reposts auf großen Fashionseiten, daher sollten diese immer getaggt werden. So generiert man Traffic und kann den Transfer von der Seite zum eigenen Profil nutzen. Ich rate auf jeden Fall: Geh deinen eigenen Weg!

Kannst du dir vorstellen mit dem Beruf „Blogger“ langfristig Geld zu verdienen? Kannst du jetzt schon davon leben oder ist es nur ein Hobby für dich?

Ich kann mir das schon vorstellen, weil der Markt das auch hergibt. In Relation zu einer Fernsehwerbung ist ein Blogger eine günstigere Alternative. Die erreichen ja auch direkt die Zielgruppe und somit können meiner Meinung nach mehr Sales eines Produkts erreicht werden. Für mich ist das zurzeit eher ein zweites Standbein neben der Uni. Natürlich weiß ich nicht, wie lange diese Welle noch läuft und ob ich damit in zehn Jahren noch Geld verdienen kann. Tendenziell ist es eher ein Hobby plus Benefit.

Es ist bestimmt möglich, hauptberuflich als Blogger zu arbeiten, und ich bin auch dabei, weitere Projekte zu realisieren. Zum Beispiel ist ein zusätzlicher Blog „streetandgentle“ geplant, der Anfang nächsten Jahres online gehen soll. Wenn ich in den nächsten Monaten am Ball bleibe und mein neuer Blog steht, könnte ich mir vorstellen, dass ich meine Reichweite noch erhöhe und weitere lukrative Angebote von Unternehmen erhalte.

Mal gucken, wo die Reise hingeht…Ich bin auf jeden Fall dankbar für alles, weil ich nach wie vor einen Traum leben kann, den ich so nie erwartet habe.

Philipp von streetandgentle

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