Leben ohne Kampfsport? Nichts für mich!


© Patrick Bork

Welcher Sport passt zu mir?
Sport begeisterte mich schon als Kind und ich probierte verschiedene Sportarten aus. Wie die meisten Jungen im Grundschulalter begann ich mit Fußball. Ich konnte zwar durchaus spielen – für eine Karriere beim FC Barcelona hätte es allerdings nie gereicht… Also meldeten mich meine Eltern beim Judo an, wo ich zum ersten Mal mit Kampfsport in Berührung kam.

Judo lag mir mehr als Fußball und ich blieb eine Zeit lang dabei. Ich erinnere mich noch heute an meinen ersten Judokampf: Ich stand auf der Matte, noch etwas unsicher, doch dann war es, als würde ich eine Art Bewusstsein für die Realität entwickeln. Ich schaute zum Mattenrand, sah wie mein Vater mich anfeuerte und begann zu kämpfen. Ein unglaublicher Moment! Ich war von einem Virus infiziert und wollte mehr über Kampfsport herausfinden.

In meiner Nähe wurde auch noch Boxen und Karate angeboten. Ich wollte beides ausprobieren und sehen, was mir besser gefiel. Doch beides machte mir so viel Spaß, dass ich es nicht übers Herz brachte, mich von einer der beiden Sportarten zu trennen. Also ging ich montags, mittwochs und samstags zum Karate und dienstags und freitags dann zum Boxen. In dieser intensiven Zeit wuchs meine Leidenschaft für den Kampfsport – er entsprach sowohl meinen Talenten als auch meinen Bedürfnissen. Der Wettkampf ist dabei nur ein kleiner Teil der gesamten Sache. Es geht vielmehr darum, sich selbst zu finden. Der Kampfsport hat mich gelehrt, dass man für seine Ziele hart arbeiten muss, egal ob im Sport, im Beruf oder anderswo. Ich liebte das Training und meine schnellen Fortschritte motivierten mich und sorgten dafür, dass ich immer mehr wollte und stets hungrig nach Erfolg blieb. „Leben ohne Kampfsport? Nichts für mich!“ war zu der Zeit mein Motto und ist es bis heute.

Egal ob Judo, Karate oder Boxen – ich nahm in jeder Sportart, die ich ausübte, an Turnieren und Wettkämpfen teil. Die meisten Wettkämpfe bestritt ich beim Karate, hier habe ich in fast jedem Land Europas mindestens einmal gekämpft. Fast jedes Wochenende kämpfte ich irgendwo anders, ich war mit meinem Team ständig unterwegs. Eine verdammt lustige Zeit, in der ich viele Erfolge feiern durfte! Ich hatte aber auch das Gefühl, dass das Regelsystem den Karatesport ein wenig verfälschte und dass der Erfolg manchmal nicht mehr in meiner eigenen Hand lag, sondern in der der Punktrichter. Das ärgerte mich und ich verlor irgendwann die Lust an Karate-Wettkämpfen teilzunehmen.

MMA als neue Leidenschaft
Als leidenschaftlicher Kampfsportler war ich immer daran interessiert, meine Grenzen zu überschreiten und den Horizont zu erweitern. Also probierte ich auch Mixed Martial Arts (MMA) aus. Wie der Name schon sagt, werden beim MMA Techniken aus verschiedensten Kampfsportarten angewendet und kombiniert. Da wären zum Beispiel Boxen und Kickboxen, Muay Thai oder Karate. Es gibt nichts Direkteres als einen MMA-Kampf: Es ist fast alles erlaubt und erfordert eine unglaubliche Vielseitigkeit. In Deutschland ist dieser Sport noch recht unbekannt, Fernsehübertragungen von Wettkämpfen waren sogar von 2010 bis 2014 verboten. Doch in den USA oder Australien füllt der Sport Hallen in der Größe von Fußballstadien. MMA-Stars Conor McGregor und Ronda Rousey – ja, der Sport wird auch von Frauen ausgeübt! – werden als Helden gefeiert und verdienen mehr als die erfolgreichsten deutschen Fußballer.

MMA faszinierte und begeisterte mich sofort. Hier konnte ich im direkten Kampf Techniken aus den verschiedenen Kampfsportarten anwenden, geistige und körperliche Agilität trainieren und musste mich nicht von den Regeln einschränken lassen. Doch nun erwarteten mich andere Hürden: Da es in meiner Umgebung kein MMA-Studio gab, musste ich zum Training weit fahren. Das ließ sich immer schwerer mit meinem Studium vereinbaren. Außerdem zog ich mir während der Wettkampfvorbereitung regelmäßig Verletzungen zu – Cuts, ein gerissenes Trommelfell oder gerissene Bänder, irgendetwas war immer. Also hing ich den Wettkampfsport nach nur drei offiziellen Wettkämpfen schweren Herzens an den Nagel.

Ein Traum entsteht…
Nachdem ich selbst nie gern zur Schule gegangen war, hatte ich während meines Zivildienstes erlebt, welch einen positiven Unterschied ein guter Lehrer machen kann. So hatte ich mich entschlossen, selbst Lehrer zu werden und studierte Deutsch und Sozialwissenschaften auf Lehramt. Das wollte ich unbedingt, also musste ich mit dem Kampfsport kürzertreten. Doch dass ich nicht einmal mehr regelmäßig trainieren konnte, war sehr hart für mich. Der Kampfsport bedeutete mir alles und dass er jetzt in den Hintergrund rückte, machte mich unglücklich. Ich konnte mir ein Leben ohne den Kampfsport nicht mehr vorstellen.

Irgendwann entstand eine Idee: Ich könnte mein Lehramtsstudium und meine Begeisterung für MMA verbinden! Ich dachte: „Wenn du eine eigene Kampfsportschule hättest, dann könntest du immer trainieren, wenn du Zeit hast!“. Mein Traum war geboren.

Ich informierte mich intensiv über Unternehmensgründung und was es dabei zu berücksichtigen gilt. Ich las viele Bücher, sprach mit Leuten aus meinem Umfeld. Mir wurde bewusst, dass es gar nicht so utopisch war, etwas Eigenes aufzumachen. Doch zuerst musste ich mein Studium zu Ende bringen – und das tat ich auch. Lehrer zu sein ist ein relativ kontrollierter Beruf. Ist man da einmal gesetzt, passiert nicht mehr viel. Das verschaffte mir wieder Raum, um meiner Leidenschaft für den Kampfsport nachzugehen. Außerdem kam mir meine Erfahrung als Lehrer nun auch in der Kampfsportschule zu Gute und ich empfand es nicht als zusätzliche Arbeit.

… und wird Wirklichkeit
Alles begann klein: Vor etwa sechs Jahren mietete ich einmal die Woche eine kleine Halle und nutzte sie zunächst für mein eigenes Training mit zwei Freunden. Doch mit der Zeit kamen immer mehr Leute auf mich zu und wollten mittrainieren. Irgendwann konnte ich dann zwei Tage anmieten, wodurch wiederum mehr Leute auf mein Training aufmerksam wurden. So wuchs alles und wurde damit auch professioneller. Der Traum, irgendwann einmal eine eigene Kampfsportschule zu besitzen, sollte nicht mehr länger nur ein Traum bleiben: Ich gründete den Kampfsportverein „Vestside Warriors“ in Recklinghausen und begann MMA zu unterrichten – parallel zu meinem Beruf als Lehrer.

Heute wirken sehr viel mehr Leute an der Gestaltung meiner Kampfsportschule mit. Durch die Eröffnung von „Vestside Warriors“ kann ich Kampfsportbegeisterten – oder denen, die es einmal ausprobieren wollen – die Rahmenbedingungen schaffen, die mir selbst damals gefehlt haben. Egal ob Bodenkampf oder Kickboxen – für jeden Bereich gibt haben wir spezielle Trainer. Es bedeutet mir viel, über die Zeit so vielen Leuten die Möglichkeit zu diesem tollen Sport geben zu können. Viele aus der Anfangszeit sind auch heute noch Mitglied und einige kämpfen sogar auf professioneller Ebene. Ich koordiniere alles, aber wenn immer es die Zeit erlaubt, trainiere ich natürlich mit!

Aus meiner Sicht entscheiden die folgenden 4 Elemente über Erfolg:

  1. Durchhaltevermögen: Man braucht eine Menge Motivation, um neben seinem Beruf etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Da bleibt wenig Zeit für Verschnaufpausen. Doch ich bin fest davon überzeugt, dass man alles erreichen kann, was man sich vorstellen kann. Die Frage ist nur, wie hart man bereit ist, für seine Ziele zu arbeiten. Für mich sind es vor allem Erinnerungen an Erfolge, wie den ersten Wettkampfsieg unseres Teams, die mich motivieren immer weiterzumachen.
  2. Kraftquellen: Auf meinem bisherigen Weg gab es Phasen, die mir viel Kraft geraubt haben. Da war ich besonders dankbar für Momente, die mir Kraft gaben. Sei es ein Hobby oder Freunde – es ist wichtig, dafür im Alltag Zeit einzuplanen!
  3. Partner: Mit Partnern geht vieles leichter. Mir haben zwei Menschen aus der Kampfsportszene beim Aufbau der Kampfsportschule geholfen. Sie halfen mir mit ihrer Erfahrung und machten mir Mut, wenn ich kurz davor war, alles hinzuwerfen.
  4. Optimismus: Es gibt immer Punkte, an denen alles zu scheitern droht. Ein gesunder Optimismus war notwendig, um meinen Traum von einer eigenen Kampfsportschule weiter voranzutreiben. Über die Jahre habe ich eine hohe Frustrationstoleranz entwickelt. Es läuft nicht immer wie geplant – aber es lohnt sich immer, seine Träume zu verfolgen und an deren Verwirklichung zu arbeiten!










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