Weltmeister werden - so kann es klappen!

Cornelius Döll

© Privat via Cornelius Döll


„Wie wird man eigentlich Headis-Weltmeister?“

Als Reaktion auf meinen letzten Artikel bei Dreampions wurde mir ein paar Mal diese Frage gestellt, und schon hatte ich mein nächstes Thema gefunden. Wie ‚man‘ das wird, kann ich natürlich nicht mit Sicherheit sagen, aber gerne krame ich mal in meinen Erinnerungen und erzähle euch, wie es bei mir gewesen ist – einige Geheimnisse werde ich aber doch für mich behalten, denn sonst schlägst du mich vielleicht bald an der Platte.

Also los: Zum Headis kam ich 2012 durch mein Studium an der Sporthochschule in Köln, wo Headis eine der vielen Sportarten im Rahmen des allgemeinen Hochschulsports ist. Ich spielte einfach mal mit und hatte sofort Riesenspaß. Headis ist für Anfänger sehr unkompliziert, da man keine große Einweisung braucht.

Die Grundlagen
Die Regeln zum Beispiel ähneln sehr dem Tischtennis: Die wesentlichste sichtbare Ausnahme ist, dass man auch Volleys spielen darf. Dabei kann man sich auf die Platte lehnen oder sogar auf sie springen, man muss allerdings zwischen zwei Volleys immer wieder mit einem Körperteil den Boden berühren. Du kannst dich also nicht die ganze Zeit da oben breitmachen, sondern musst immer wieder absteigen.

Angaben werden wiederholt, wenn das Netz berührt wird oder es einen Kantenball gibt, weil dies durch den großen Ball recht oft passiert und auch zu leicht zu trainieren wäre. Das war es aber auch schon mit den Besonderheiten.

Auch technisch gelingt es den meisten Anfängern schnell, erste Ballwechsel spielen zu können, was natürlich motiviert und Spaß bringt. Bei mir war es ähnlich und ich blieb dabei. Fortan spielte ich regelmäßig an der Sporthochschule, nahm auch schnell an Turnieren teil, gewann an Erfahrung und verbesserte mich stetig.


Mein erster WM-Titel
Dass ich bereits etwas mehr als ein Jahr später meinen ersten WM-Titel gewann, wäre mir in einer bereits länger existierenden Sportart wohl nicht so leicht geglückt. Aber es war trotzdem der größte und emotionalste Moment in meiner bisherigen Karriere. Meine Ausgangssituation war eine andere als es heute der Fall ist: Ich war zwar nicht unbedingt ein totaler Außenseiter, der völlig überraschend gewann. Aber ich war deutlich nicht der Topfavorit, so wie es heute meist der Fall ist.

Die WM fand 2014 in Kaiserslautern statt und zwar auf dem Betzenberg während der Saisoneröffnungsfeier des FCK. Vor- und Zwischenrunde wurden noch in den Innenräumen des Stadions gespielt, während das Endspiel in der Halbzeit eines Testspiels der Fußballer stattfand. Das war natürlich eine unglaublich Atmosphäre, da vor etwa 30.000 Zuschauern zu spielen, sich selbst auf den Leinwänden des Stadions zu sehen und dann noch den Titel zu gewinnen. Doch ich schweife ab...

Was macht also einen erfolgreichen Headis-Spieler aus?
Zunächst gibt es ganz unterschiedliche Spielertypen, so wie es im Tischtennis auch Spieler gibt, die mehr auf Angriff setzen, während andere eher das Tempo rausnehmen und verteidigen. Je stärker der Gegner ist, desto wichtiger ist es für mich, dass ich mich mit seinem Spielstil auseinandersetze und darauf reagiere. Natürlich hat auch jeder Spieler bestimmte Bälle, die er besonders gut spielen kann. Das musst du wissen. Ich spiele schon unterschiedlich je nach Vorlieben meines Gegners. Taktik ist durchaus wichtig, auch eine gute Kondition solltest du haben.

Aus meiner Sicht das Wichtigste ist aber die mentale Komponente. Die Spiele sind so kurz, dass du dich vom ersten bis zum letzten Moment immer zu 100% konzentrieren musst. Es ist sehr wichtig, wie du ins Spiel kommst. Wenn du gleich die ersten drei Punkte abgibst, ist es sehr schwierig, diese wieder aufzuholen. Wenn du zurückliegst, fängst du an, dir Gedanken zu machen, du wirst unsicher und spielst einfach anders, als wenn du führst. Ich kann mich ja schlecht selbst beurteilen, aber andere sagen öfter, dass ich gute Nerven hätte – wie beispielsweise der Matchball beim Masters zeigt. Technisch bin ich nicht so überragend, dass dies meine letzten Erfolge erklären würde. Es ist wohl schon die mentale Stärke der Grund dafür, dass ich von meinen letzten 18 Turnieren 17 gewonnen habe.

Welche Techniken führen zum Erfolg?
Interessant zu wissen ist, dass Headis beim Spielen entstand. Es hat also kein Trainer anfangs die Techniken definiert und seinen Schülern dann gezeigt, wie sie einen Stopball spielen müssen. Es war einfach so, dass irgendjemand etwas im Spiel ausprobiert hat, damit Erfolg hatte und dies dann von anderen Spielern übernommen und weiterentwickelt wurde. Beim Slice musst du den Ball mit einer schnellen Bewegung treffen, bei der dein Kopf sich von oben nach unten bewegt. Im Extrem wird aus dem Slice ein Stop, beide Varianten können deine Haarpracht beeinträchtigen. Beim Aufschlag hast du gute Möglichkeiten, dem Ball besonderen Spin zu geben, allerdings weniger durch die Kopfbewegung, sondern durch den Anwurf. Ich drehe den Ball beim Anwurf gerne sehr stark an und kann dann diesen Spin über die Kopfbewegung gut auf die Platte bringen.

Besonders effektiv ist oft der Volley, bei dem es mittlerweile auch viele Varianten gibt. Wurde er anfangs nur so schnell wie möglich, also als Angriffsball geschmettert, gibt es ihn jetzt durchaus auch mit Unterschnitt oder als Stop, wo der Ball nur ganz sachte kurz hinter das Netz gelegt wird. Anfänger spielen zunächst meist mit der Stirn, um mehr Druck zu entfalten, empfiehlt sich allerdings, den Ball öfter mit der Seite zu spielen, da man so die Kopfbewegung für eine stärkere Beschleunigung des Balles nutzen kann. Das heißt, es gibt unheimlich viele Möglichkeiten, das Spiel mit unterschiedlichen Methoden zu beeinflussen.

Wie beim Tennis führt die Volley-Strategie übrigens nicht so sicher zum Erfolg, wie man das vielleicht beim Ansehen der Videos denken würde. Gute Spieler setzen ihre Passierschläge sehr gut, so dass ein Angriff immer vorbereitet werden muss. Der Verteidiger kann bei einer schlechten Vorbereitung auch direkter auf den Körper zielen, was es für den Angreifer schwierig bis unmöglich macht, den Kopf zum Ball zu bringen. Es macht also nicht unbedingt derjenige den Punkt, der als erstes auf der Platte thront.


Was ist das richtige Training auf dem Weg zum WM-Titel?
Ich spiele 3 Mal pro Woche Headis, wobei die Betonung auf Spielen liegt. Es ist also nicht so, dass ich jetzt in die Halle gehe und spezielle Techniken alleine trainiere. Da könnte ein Spieler, der den Sport richtig professionell angehen will, eventuell Vorteile herausholen. Aber letztlich bringt das regelmäßige Spielen mit anderen guten Spielern mir alles, was ich brauche, um mich zu entwickeln. Ich kann neue Techniken in der Praxis ausprobieren. Spielen ist gleichzeitig das beste Konditionstraining und natürlich macht es am meisten Spaß – und das ist ja das primäre Ziel bei Headis. Spaß ist wichtig, aber ich muss auch ehrlich sagen, dass ich bei jedem Turnier und bei jedem Spiel sehr motiviert bin zu gewinnen.

Deshalb nutze gerne meine Tipps, aber sei dir sicher, dass ich dir den Titel nicht kampflos überlassen werde, wenn wir uns demnächst an der Platte gegenüberstehen sollten.

Bis bald,
Cornelius alias "Headsinfarkt"








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